Donnerstag, 4. Februar 2016
Brief
Gnadenloser Herr

Ich flehe dich an, weitere Schmerzen ertrage ich nicht.
Du hast mich zu deiner Dienerin gemacht, zu deiner Sklavin, ich war dir treu und habe gehorcht.
Niemals habe ich es gewagt mich deiner zu entziehn, habe dein Leid auf meinem Körper wiedergespiegelt.
War dein Werk, du hast mich erschaffen, doch Herr du warst mir nicht treu.
Ich wusste es von Anfang an, ich bin nicht die Einzige, die deiner Zucht entsprungen ist, aber ich wusste, ich bin Perfektion in deinen Augen.
Du hast mir die Haare vom Kopf gerissen, jeden meiner Schreie genossen, mir befohlen meine Augen nicht zu schliessen, damit mein rotes Elixier
sich in ihnen sammeln kann. Hast mich gelehrt, nicht zu weinen, deine Liebe mit Hass und Furcht zu erwidern. Mein blondes langes Haar, du hast es mir
wieder gegeben, es mit einer kleinen Nadel in mein Haupt eingenäht, ich erinnere mich, wie ein Lächeln dein Gesicht zierte, deine tiefe Stimme summte eine wunderschöne Melodie, die den Schmerz, wie eine Salbe gehemmt hat. Als du ein Teil meiner Haare eingenäht hattest, mich mit deinen lieblosen Augen betrachtet hast, spürte ich, wie glücklich du warst, du fandest mich unglaublich schön und zum ersten Mal glitten deine Hände sanft über meine Wange, eine
Berührung, die ich nie zuvor von dir gespürt habe. Du hast mich zu deinem Bett geführt, meine Hände in Ketten gelegt, ich spürte dein Gesicht ganz nahe an meinem, mein Herz raste vor Neugier und Furcht, dein ganzes Gewicht legte sich auf mich, deine Lippen suchten Halt auf meiner Stirn, suchten meine Lippen und glitten sanft über mein ganzes Gesicht.Mein Körper fing an zu zittern, erhitzte sich, mein Becken zuckte, ich drückte es fest gegen deinen kräftigen Körper um noch mehr dieser Wärme und Zuneigung zu verspüren. Du, mein Herr, bist von mir runtergekrochen, so als hättest du meine Lust und meine Begierde nach dir gespürt. Niedergekniet neben dem Bett hast du mich beobachtet, wie ich vor Erregung an den Ketten gezerrt habe, wie sich mein Körper unkontrolliert geräkelt hat, doch in deinen Augen lag nur Enttäuschung, Zorn, Hass. Tränen liefen über deine geröteten Wangen und du bist aus dem Zimmer gerannt, hast mich alleine gelassen, in der Kälte, nackt, meine Bestrafung. Allmählich nahm ich die Schmerzen und das Trommeln in meinem Kopf wahr, warmes Blut floss noch immer aus den Wunden, die blonden Haare glänzten in einem dunklen Rot im Schein der Kerze. In dieser Nacht, habe ich über meine Vergangenheit nachgedacht, die du mir so herzlos genommen hast. Ich erinnerte mich schwach an meinen Freund, an meine Eltern und an meine Schwester. Ich wusste nicht, ob sie mich vermissten oder ob sie Ersatz für mich gefunden hatten. Ob sie mein Zimmer so gelassen hatten, ob sie mich aufgegeben hatten, viele Fragen spukten in meinem Kopf rum und ich wusste ich würde keine Antwort erhalten. Als die Tür aufschwang, wanderten meine Augen auf dich, du hattest wieder dieses herzlose Lächeln auf den Lippen.

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