Donnerstag, 4. Februar 2016
Diät 2
Liebes Tagebuch

Heute morgen bin ich extra früh aufgestanden um mich aufzustylen, denn heute will ich Josh, den schwarzhaarigen Outsider in meiner Klasse, fragen ob er mit mir schläft. Gut dass meine Mutter früh zur Arbeit musste, so konnte ich ungestört Geld aus dem Reserveschränkchen entwenden, das ich ihm anbieten kann für seine "Dienste". Mein pinkes Top ist mir zu eng geworden, da entschied ich mich für das silbernfarbene mit Rüschchen und einer engen Miss Sixty Hose. Mein Hüftspeck quirlt zwar über den Rand der Hose, aber was eng anliegend ist, ist doch auch sexy? Ich meine, wenn ich schon einen grossen Po habe, kann ich ihn auch betonen. Männer mögen grosse Hintern, steht meist in den Zeitschriften und Jennifer Lopez ist sowieso mein Vorbild. Sie ist unglaublich schön und sexy und hat ebenfalls einen grossen Po.
Noch ein bisschen Make-Up auf mein Gesicht und ich bin bereit für die Schule. Eigentlich hatte ich mir vorgenommen morgens nichts mehr zu essen, aber es riss mich trotzdem vor den Kühlschrank und ich ass den ganzen Schokoladenpudding auf, den meine Mutter gestern Abend noch gemacht hatte. Mit vollem Magen und bereit für die Schule, schloss ich die Haustür hinter mir ab. Ich stand unsicher auf meinen Beinen, die Nervosität machte sich langsam bemerkbar und mit jedem Schritt zweifelte ich mehr daran ob mein Plan wirklich so raffiniert ist. Gestern war ich mir meiner Sache noch sicher, also versuchte ich mich damit abzulenken, wie schlank ich werden kann wenn ich das wirklich durchziehe.
In der Schule angekommen begrüsste ich Liza mit einem Küsschen auf die Wange. Sie sah wieder blendend aus und die Jungs aus unserer Klasse schielten schon zu ihr herüber. Sie zündete sich eine Zigarette an und lehnte sich gelangweilt an die Schulmauer, sie sah dabei so unglaublich cool aus, dass ich sie beneidete. Ich wäre wirklich gerne so wie sie und krammte ebenfalls in meiner Handtasche nach einer Zigarette, obwohl ich den Geruch von Tabak eigentlich gar nicht leiden kann. Josh näherte sich dem Schulgebäude und schon die ersten Beleidigungen prasselten auf ihn nieder. Irgendwie wollte ich auch was zum besten geben über sein Outfit, aber ich lies es dann doch bleiben, da ich ja noch was mit ihm vorhatte, besser gesagt, ihn fragen wollte. Also plauderte ich mit Liza über Jungs um mich abzulenken.
Die Schulglocke läutete und wir schlenderten in die Klassenräume, natürlich mit einer schicken Verspätung. Ich setzte mich neben Liza und schielte immer wieder heimlich zu Joshua rüber. Er kritzelte abwesend etwas in sein Heft und schien nicht ganz bei der Sache zu sein. Eigentlich interessierte mich sein Stand der Dinge wenig, aber ich musste abschätzen, wie ich ihn am besten ansprechen sollte.
Der Deutschunterricht fiel relativ unspektakulär aus, viel Theorie und wenig Interesse der Schüler daran. In der grossen Pause kapselte ich mich von Liza ab, mit der Ausrede, dass ich noch schnell was zu erledigen habe, und wartete vor dem Klassenzimmer auf Joshua, der das Klassenzimmer immer als letzter verlies. Natürlich durfte keiner mitkriegen das ich mit dem Outsider rede, also spähte ich immer wieder aus dem Fenster um Lizas Standort und der der anderen coolen Kids festzustellen. Joshua packte gerade noch sein Etui in den Rucksack als der letzte Schüler das Zimmer verlies. Meine Gelegenheit, ich fasste mir Mut und schlenderte in einem gelangweilten langsamen Gang auf Josh zu. Er beachtete mich nicht, also musste ich ihn auf mich aufmerksam machen. Schüchtern stupste ich seine Schulter an. Er tat nichts dergleichen. Na los, das pack ich doch, es ist nur Josh, redete ich mir gut zu. ,,Joshua? So heisst du doch?" nuschelte ich. Er drehte sich zu mir um und sah mich entgeistert an. Seine Augen waren schwarz umrandet, er hatte enorme Augenringe und eines seiner Augen war rot angeschwollen. Obwohl sein Gesicht geschändet war, gefiel es mir, ich wusste nicht was mir daran genau gefiel, aber ich fand es auf eine ungewöhnliche Art und Weise schön. ,, Was hast du gerade gesagt?". Er sprach langsam und seine Stimme war tief. Erst jetzt fiel mir auf, dass ich ihn eigentlich niemals Sprechen gehört hatte. ,, Egal eigentlich. Hey ich hab da mal eine Frage an dich, ich warn dich schon mal vor, wenn du mich auslachst oder den anderen etwas davon erzählst, es wird dir sowieso niemand glauben, denn alle hassen dich und ich werd meine Clique auf dich hetzen.", ich bemühte mich meine Stimme bedrohlich und cool wirken zu lassen. Seine Augenbraue zuckte und er wandte sich seinem offenen Schuh zu. ,,Um was geht es denn?"
Meine Augen wanderten zu seinen dürren, langen Fingern und beobachteten, wie diese sanft die Schleife banden. ,, Also folgendes, ich will abnehmen und du sollst mir dabei helfen, in einer Zeitung hab ich gelesen, dass Sex schlank macht, also du musst mit mir schlafen und ich bezahl dich dafür.“ Er räusperte sich, richtete sich auf und sah mich entgeistert an. ,, Das ist nicht dein Ernst oder?“ ,, Sicher ist das mein Ernst und ich warn dich, wenn du es irgendjemanden erzählst, zerstör ich dein Leben!“ schrie ich ihn an. Er lächelte bloss und schüttelte den Kopf. ,, Ich zerstör wohl eher dein Leben, wieviel gibst du mir dafür Miss Perfekt?“ Beleidigt suchte in die 100 Euro in meiner Gucci-Tasche und streckte sie ihm entgegen. Seine Reaktion war erneut ein Kopfschütteln gefolgt von einem skeptischen Blick, doch dann griff er nach dem Schein. ,, Heute abend nach der Schule bei den Fahrrädern.“ Perfekt, das war ja einfacher als gedacht. Ich huschte freudig an Josh vorbei und sprintete zu Liza.
Voller Euphorie wartete ich bei den Fahrrädern auf Josh, er hatte schon 5 Minuten Verspätung aber ich war zuversichtlich, dass er noch erscheinen würde. In meinem Kopf überlegte ich mir schon die nächsten Schritte, ob wir es wohl bei ihm tun würden oder ob wir uns sonst einen Ort suchten, wie es wohl sein würde? Mein erstes Mal mit einem Freak, na toll Liza. Egal Opfer müssen gebracht werden, ausserdem hab ich dann ja schon Erfahrung und werde bei den andern Typen gut im Bett sein. Schlank und hübsch und total wild, meine Träume würden endlich in Erfüllung gehen. Ich setzte mich auf den Boden, weil meine Beine langsam unter mir nachgaben, völlig erschöpft suchte ich in meiner Handtasche nach einem Spiegel, klappte ihn auf und betrachtete mein Gesicht. Eigentlich war es ganz in Ordnung, ich hatte nur wenige Pickel, aber sonst eine reine Haut, grosse Augen, volle Lippen, nur das Doppelkinn störte mich und meine Wangenknochen verschwanden unter den dicken Backen.
Die Sonne schien mir ins Gesicht und schon bald wurde diese von Joshs Körper verdeckt. Sein Schatten malte sich auf mir ab und ich verpasste meinem Gesicht einen genervten Ausdruck. ,, Ach, auch schon da? Du lässt dir aber reichlich Zeit, abgemacht war nach der Schule und nicht 5 Minuten nach Schulschluss.“. maulte ich ihn an. Er verdrehte die Augen und bot mir seine Hand dar, um mir beim aufstehen zu helfen. Ich ignorierte sie und versuchte selbst aufzustehn, was schwierig war, denn auf halbem Weg verlor ich mein Gleichgewicht und kippte rückwärts wieder zu Boden. Autsch. ,, Frauen.“ Er drehte mir den Rücken zu und wartete bis ich neben ihm, nach einem zweiten, diesmal erfolgreichen Versuch, aufzustehen, auftauchte. Schweigen, bis er es nach langer Zeit brach. ,,Wohin?“

Ich überlegte nicht lange und antwortete:,, Natürlich bei dir, meine Eltern arbeiten und ich will nicht das jemand in meinem Block sieht, dass ich mit dir rumhänge, was würden die nur von mir denken!“ Sein Blick fiel auf den Boden und er seufzte beinahe lautlos. Ohne ein Wort lief er los und ich folgte ihm unauffällig. Meine Augen kundschafteten immer wieder die Gegend aus, zum Glück führte er mich eher durch verlassene Strassen, auf denen ein Paar Penner sassen und niemand kam mir auch nur ansatzweise bekannt vor. Das Glück meinte es wohl gut mit mir, keiner würde jemals etwas von der ganzen Sache mitkriegen, davon war ich überzeugt. Desto länger wir durch diese Strassen wanderten, desto grauer wurde die Gegend, kein Gras, nur Beton, keine Bäume, nur Graffitis, ziemlich trostlos das Ganze. Das er in so einer Gegend wohnte erstaunte mich, er trug zwar schäbige Klamotten, aber dass er so arm war, damit hatte ich nicht gerechnet. Eine ältere Frau mit zwei schreienden Kindern auf den Armen, kam uns entgegen, ihr Blick wässrig und ihr Rücken gekrümmt. Ein Schauder der Angst zuckte durch meinen Körper und ich hastete näher zu Josh und versuchte mich hinter ihm zu verstecken. Natürlich verhielt ich mich nicht gerade unauffällig und er bemerkte meine Feigheit, er blieb stehen, nahm meine Hand und lief plötzlich schneller, so dass ich Mühe hatte ihm noch zu folgen. Also wurde ich den Rest des Weges mehr oder Weniger hinter ihm hergezogen. Vor einem alten Haus blieben wir stehen, er suchte in seiner Tasche nach dem Schlüssel und lies sich dabei reichlich Zeit.

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