Donnerstag, 4. Februar 2016
Nacht 11 mit ihm
Nacht 11, mit Ihm.

Ich sass im Zug, spähte aus dem Fenster, schon 2 Stunden war ich unterwegs. Die Sprechanlage surrte und die übliche Frauenstimme bat alle Passagiere beim nächsten Halt auszusteigen. Ein leises Seufzen entwich mir. Die alte Dame, die mir gegenüber sass packte ihre Stricksachen in ihre kleine Handtasche, ihr faltiges Gesicht wandte sich meinem zu, sie lächelte mich freundlich an. Ich zwang mich ebenfalls zu einem Lächeln und starrte aus Gewohnheit wieder aus dem Fenster.
Der Zug hielt an, sämtliche Leute quetschten sich Richtung Türen, nur ich blieb sitzen und beobachtete wie sich das Gleis aussen langsam füllte. Wo war er bloss?
Als sich der letzte Passagier aus dem Zug gequetscht hatte, zwang ich mich dazu aufzustehn und den Zug auch zu verlassen. Meine Augen waren starr auf den grauen Boden gerichtet. Bitte sprich mich zuerst an. Die Nervosität liess meinen Körper erzittern, wie Stromstösse floss sie durch meine Adern und mir wurde heiss.
Mit langsamen Schritten näherte ich mich einer Bank ohne meinen Blick vom Boden abzuwenden. Plötzlich tauchten zwei schwarze Stiefel vor meinen Füssen auf und eine kalte Hand legte sich auf meine Wange. Schüchtern blickte ich auf und sah in seine blassen blauen Augen. Niklas! Er legte seinen Arm um meine Taille und zog mich zu sich. Seine Lippen legten sich auf meine, ich liess mich völlig fallen und wusste er würde mich halten. Als seine Lippen von meinen abliessen, nahm er meine Hand in seine und reichte mir eine schwarze Rose. "Für dich". Beim Klang seiner tiefen Stimme lief mir ein eiskalter Schauer den Rücken hinunter. "Schliess die Augen und ich führ dich zu mir nach Hause." Seine zierlichen Hände zogen ein blutrotes Tuch aus seinem Mantel, ich wollte schon protestiern, doch er legte mir den Finger auf den Mund und ich gehorchte ihm. Ich spürte wie der weiche Stoff auf meine Augen gelegt wurde und wie er ihn an meinem Hinterkopf zusammenband. "Wehr dich nicht". Ich zwang mich dazu mich nicht zu fürchten, doch ich scheitere dabei. Seine Hand umfasste meine und ich liess mich von ihm leiten, besser gesagt, ich stolperte hinter ihm her. "Gut so, Vorsicht wir steigen in ein Taxi ein. Halte dir die Ohren zu!" Eine Autotür ging auf und ich wurde auf ein Polster geschubst, ein bitterer Rauchgeruch tanzte mir um die Nase. Niklas nahm neben mir Platz und ich hielt mir die Ohren zu. Als der Motor startete, wanderte seine Hand auf mein Bein. Er summte leise vor sich hin und der Taxifahrer beschleunigte, raste um die Kurven, ich krallte mich am Polster fest und fing an zu hyperventiliern. Niklas lachte. Es war ein Höllentrip, mit verbundenen Augen glich es einer Achterbahnfahrt.
Das Tempo minderte sich, bis das Auto ganz stillstand. "Wir steigen jetzt aus." Er zog mich aus dem Auto und öffnete die Haustür. Ich spürte wie seine Hände über meinen Rücken wanderten und bekam eine Gänsehaut. Seine Lippen glitten über meinen Hals, sein warmer Atem prickelte auf meiner Haut. "Adieu." Er entfernte sich von mir und ich seufzte erleichert auf. Ich hörte wie jemand die Treppe hinuterpolterte. Jack! Er umarmte mich von hinten und riss mir das Tuch vom Kopf. "Hey Süsse, na wie war die Fahrt hierher?" Ich drehte mich um und warf ihm einen bösen Blick zu. "Grausam, muss mich immer dein verrückter Bruder abholen? Wieso küsst er mich immer? Ich spiel das nicht mehr lange mit! Jack! Er macht mir Angst!" Jack sah mich traurig an. "Denkst du mich stört es nicht, dass er dich immer küsst? Du weisst ich kann dich nicht abholen! Die Bullen würden mich sofort wieder einbuchten, wir müssen noch zwei Monate überstehen, dann lassen sie mich wieder raus. Solange muss dich Niklas halt noch abholen und ich hab ihm schon oft gesagt er soll die Finger von dir lassen! Ich werd dem Wichser eine verpassen, denkt er wär ein Vampir und kann sich an meine Freundin ranmachen, sie sollten den einweisen!" Ich nickte ihm zu und hopste die Treppe hoch zu seinem Zimmer. Er folgte mir und schloss die Tür ab. Ich machte es mir auf seinem Bett gemütlich. "Ey, Süsse auf mein Bett darfst du nur nackt, hopp ausziehn!" Jack sah mich gierig an, streifte sich das T-Shirt vom Körper und presste mich gegen die Matratze, seine Hand wanderte unter mein Oberteil und packte meine Brust. "Aua, Jack du tust mir weh, nicht so grob! Ich will heute nicht!", ich versuchte seine Hand wegzudrücken, doch er war stärker als ich. "Ein Nein gibts nicht Süsse, ich hab solange auf dich gewartet!" Jack stöhnte auf und seine Erektion drückte sich zwischen meine Beine. "Aber lass mich bitte zuerst auf die Toilette!" Er liess von mir ab und schubste mich aus dem Bett. "Dann los geh, aber beeil dich, ich will dich jetzt!". Ich hielt mir die Hand vor die schmerzende Brust und griff nach der Türklinke. "Warte noch Babe!" "Was ist?" Er sprang vom Bett hoch und donnerte seine flache Hand auf meinen Hintern. Ich schrie auf. "Ey spinnst du?", fauchte ich ihn an. "Was, darauf stehst du doch Babe!" Empört und verletzt entschwand ich durch die Tür und ging den Flur entlang Richtung Badezimmer. Ich erreichte gerade die Badezimmertür als Niklas aus seinem Zimmer kam. Oh nein, das hatte mir gerade noch gefehlt. Einfach ignoriern, einfach ignoriern! "Emilie?" Mist, Niklas kam auf mich zu. Ich schloss so schnell es ging die Tür hinter mir ab und setzte mich auf die Toilette. Vor lauter Angst lief mir eine Träne über die Wange. Dieser verfluchter Spinner! Es klopfte an der Tür. Ich schluckte und versuchte mich zu beruhigen. "Besetzt!" krächzte ich und hasste mich dafür, dass meine Stimme versagte. Niklas seufzte leise vor der Tür. "Emilie, wieso hast du Angst vor mir? Wieso lässt du dich von Jack so ausnutzen, du hast das nicht verdient!" Ich zitterte und ignorierte ihn, ich wollte ihm nicht antworten. Mein Körper zitterte und ich weinte grundlos. " Emilie? Sag doch was." Niklas ruhige, tiefe Stimme trieb mich in den Wahnsinn, ich musste schnell zurück zu Jack! Erneut klopfte es. Lass mich doch endlich in Ruhe! Verdammt!

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