Donnerstag, 4. Februar 2016
Diät 3
Als die Tür endlich geöffnet wurde, kam mir ein seltsamer Geruch entgegen, der mich sofort an ein Krankenhaus erinnerte, eine sterile Mischung aus Medikamenten, Krankheit und Tod. Ich rümpfte die Nase und folgte Joshua wenig begeistert ins Innere des Hauses. Oh Mein Gott, ich wurde von knallroten Wänden empfangen und vom braunen Mosaikboden verschlungen. Protzige schwarze Satinvorhänge verbannten das Licht aus dem Flur und die goldenen Verzierungen an der Decke vollendeten den kitschangehauchten Prunk.
Und noch mal Oh mein Gott!? Ich spürte wie mir der Unterkiefer drohte abzufallen, wenn ich meinen Mund noch weiter aufsperrte. Was war denn das für eine Ironie? Von Aussen schien es eine Bruchbude zu sein und im Innern war ein Schloss versteckt? Joshua grinste und legte den Schlüssel auf eine uralte sündhaft teure antike Kommode. Ach du Scheisse, ich musste träumen, genau das war alles nur ein Traum und in Wirklichkeit bin ich eine schlanke attraktive Frau, die von allen begehrt wird und einem Freak kein Geld für Sex zahlen muss, um endlich abzunehmen! Unauffällig zwickte ich mir in den Hintern, während ich Joshua in ein anderes Zimmer folgte. Autsch, scheisse das war real! Der Raum, den wir jetzt betreten hatten, glänzte ebenfalls im königlichen Stil und ich vermutete, dass das wohl das Wohnzimmer sein musste. Auf einem grossen rotschwarzen Sofa sass ein kleines bleiches Mädchen, es winkte uns schwach zu und versuchte aufzustehen. Josh eilte zu ihr und stiess sie zurück aufs Sofa. „Du solltest doch in deinem Zimmer bleiben, Mona!“, schimpfte er und sie warf ihm einen traurigen Blick zu. Das Mädchen war überaus schlank und wirkte zerbrechlich. Sie hatte dasselbe schwarze lange Haar wie Joshua und leuchtend grüne Augen. „Ist sie krank?“, fragte ich mich eher selbst und verfluchte mich für die dumme Frage, was interessierte es mich überhaupt? War ja nicht mein Problem? Joshs Blick wurde ernst. „Sie ist sehr krank“. Ahja, mehr Informationen bekam ich wohl nicht und ich unterliess es weiter nachzuhacken. Josh nahm seine kleine Schwester auf den Arm. „Warte hier, ich bringe sie kurz in ihr Zimmer.“ Er verschwand ohne eine Antwort abzuwarten und Monas leises Weinen begleitete seinen Abgang. Ich ergriff die Chance um mir nochmals in den Hintern zu kneifen. Mist es tat immer noch weh! Plötzlich hallte ein fieses Lachen durch den Raum. Ein Schauer lief mir den Rücken hinunter und als ich mich umdrehte, erblickte ich einen weiteren schwarzhaarigen Freak, welcher lässig an der Wand gegenüber lehnte. Er sah aus wie Josh, er sah Josh sogar verdammt ähnlich. Klonmaschine? Klonten die hier in dieser Prunkvilla etwa Freaks, um die Weltherrschaft an sich zu reissen? „Wer bist du?“ Er lachte weiter und kam auf mich zu in einem eleganten und coolen Laufstil. Ich wich zurück und wiederholte meine Frage: „Ey Leiche, wer bist du?“ Sein Lachen verstummte, doch in seinen Augen erkannte ich, dass er innerlich immer noch herzhaft lachte. „Mmh, vielleicht dein schlimmster Albtraum, Solariumjunky.“ Ich bemerkte wie mein Unterkiefer wieder drohte hinunter zuklappen und konnte es im letzten Augenblick noch verhindern. Vor dem Kerl wollte ich mich nicht blamieren, ich war schliesslich jemand! „Ach ja? Willst du Probleme?“, konterte ich und näherte mich ihm, um ihm zu zeigen wer hier der Boss ist. „Anscheinend hab ich die schon, in meinem Wohnzimmer steht eine dicke fette Wanze. Zeit den Kammerjäger zu rufen.“ Er drehte sich um und verliess lachend den Raum. Dieser Idiot, wie konnte er es nur wagen! Ich spürte wie der innere Zorn und die innere Wut in mir aufstiegen und meine Wangen rötlich färbten. Kurzerhand warf ich meine teure Designertasche auf den Boden und suchte in ihr nach dem Abdeckpuder, doch bevor ich fündig wurde und mir damit die Wangen pudern konnte, kam Josh zurück. Ich drehte ihm den Rücken zu, damit er mein Gesicht nicht zu sehen bekam. „Mona ist im Bett, ich weiss z war nicht wo Andrôl ist, aber lass uns in mein Zimmer gehen.“ Andrôl? Was bitte ist denn das für ein Name? Gut zu einem Idioten passte er, denn ich vermutete das der lachende Idiot, der Idiot sein musste der Andrôl hies, oder meine Theorie mit der Klonmaschine ist gar nicht so falsch, wenn es noch mehr von der Sorte hier gab. Wie immer stolperte ich hinter Josh her, das Haus schien riesig zu sein. Wir gingen eine uralte Wendeltreppe hinauf und er öffnete im obersten Stock eine Tür, währendessen ich noch die letzten Stufen hinaufkeuchte. Oben angekommen musste ich erstmal verschnaufen. Oh Gott, wenn ich das jeden Tag machen müsste, Treppe rauf, Treppe runter, dann wäre ich so superschlank und attraktiv wie die anderen Mädchen an meiner Schule. Joshs Zimmer hob sich von dem, was ich bereits im Haus gesehen hatte, ab. Die Wände strahlten in einem dunklen Türkis und der Boden war, zu meinem Erstaunen, weiss und das einzige schwarze in seinem kleinen Zimmer waren die Vorhänge. Merkwürdig, ich glaubte immer Josh wohnt in einer Gruft mit vielen Spinnen und Totenköpfen, doch bis auf einen Schrank, ein Bett und ein Schreibtisch war das Zimmer so gut wie leer und die Wände waren karg. Es wunderte mich wieso überall im ganzen Haus die Vorhänge zugezogen waren. Für gewöhnlich zog man erst die Vorhänge in der Nacht zu, also waren die Leute die hier lebten doch seltsam und Leichen! Mein Blick fiel auf Joshs kleines Bett und ich befürchtete, dass wenn ich mich dort hinlegte, das Bett in seine Einzelteile zerbrechen würde. Es klopfte an der Tür und der Idiot von vorhin, Andrôl, steckte seinen Kopf herein. „Bruderherz, da steht ein Mädchen in unserem Wohn…“ Sein Blick fiel auf mich, dann auf Josh und dann wieder auf mich. Diesmal klappte sein Unterkiefer herunter. Josh grinste und scheuchte Andrôls Kopf aus der Tür und als diese ins Schloss fiel, hörte man Andrôl schreien. Offenbar war Besuch selten? Ich konnte mir lebhaft vorstellen, wie er nun vor der Tür stand und sich mehrmals in den Hintern kniff und nicht glaubte zu träumen. Ein Gefühl von Sieg und Triumph durchfuhr meinen Körper, geschieht dem Kerl recht, vermutlich war er eifersüchtig, weil sein Freak-Bruder coolen Besuch hatte. „Sag mal, wieso sind alle Vorhänge zugezogen?“ Josh sah mich erstaunt an und hatte vermutlich nicht mit dieser Frage gerechnet.Ich fragte mich wieso in dieser Familie alle so seltsam sind? „Mona und Andrôl haben eine Lichtallergie, hmm, sagen wir es so, die Sonne würde ihre Haut verbrennen, also haben sie eher eine Hautallergie. Ach ich weiss auch nicht, aufjedenfall darfst du unter keinen Umständen die Vorhänge auch nur einen Milimeter verschieben.“

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